Buch- und Offsetdruck OTTO HESS, Inh. Rainer Wagner

Presse
 
Bericht in der Badischen Zeitung vom Samstag den 16. Januar 1999

Kleine Kraftpakete liefern Strom, warmes Wasser und Heizwärme

Blockheizkraftwerke im kleingewerblichen und privaten Maßstab setzen sich auch in Müllheim durch - Hohe Rentabilität, wo der Strombedarf groß ist.

MÜLLHEIM (bm). "Eine Ölheizung wollte ich nicht mehr. Eine Stromheizung ist zu teuer und eine Holzheizung mit zuviel Arbeit verbunden." Als Schriftsetzermeister Rainer Wagner von der Druckerei Hess in Müllheim vor der Entscheidung stand, die Wärmeversorgung in seinem Betrieb zu modernisieren, weil die alten Ölöfen "knapp unterm Abgas-Höchstwert" lagen und der Tankraum hätte saniert werden müssen, entschied er sich für ein Blockheizkraftwerk. "Wir wollten nicht warten, bis der Kaminfeger ein Heizverbot ausspricht."

Entlastung der Umwelt
Der Schornsteinfeger verabschiedete sich bei seinem letzten Besuch mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Die Abgaswerte des neuen Blockheizkraftwerkes (BHKW) sind so günstig, daß er in den nächsten fünf Jahren nicht mehr kontrollieren muß. Die strengen Grenzwerte der 1998er Heizungsverordnung werden spielend ein- gehalten. Aber: Der Verdienst des Schornsteinfegers schrumpft. Die Hälfte weniger Kohlendioxyd und 25 Prozent weniger Stickoxide als bei konventionellen Anlagen stellt die Firma Senertec in Aussicht. "Wir wollten bewußt einen Beitrag zur Entlastung der Umwelt leisten", sagt der mittelständische Unternehmer Rainer Wagner.

 
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Ein BHKW arbeitet nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung, erzeugt zwei Energiearten gleichzeitig. Es heizt nicht nur Räume und erhitzt Wasser; es liefert auch Elektrizität. "Gewerblicher Strom ist teuer", weiß Julia Krauß. Auch ihre Familie, die in Müllheim eine Pension und eine Bäckerei betreibt, hat sich für eine Kraft-Wärme-Anlage entschieden, nachdem zwei Heizungen zu erneuern waren. Die Eigentümer wollten nicht warten, bis die Heizungsverordnung die Einrichtung einer abgasarmen Heizanlage unabwendbar gebietet. Zwei Wohn- und Geschäftshäuser mit einer Fläche von 850 Quadratmetern sind zu versorgen. Und die geplante Kraußsche Backstube verbraucht soviel Strom, daß eine solche Anlage rentabel erscheint. Die Kraft-Wärme-Technik ist nicht neu, beginnt aber jetzt erst, sich im kleingewerblichen und privaten Maßstab durchzusetzen.

Das Geschäft mit den kleinen Kraftpaketen boomt. Die beiden genannten Blockheizkraftwerke sind mit die ersten dieser Größenordnung in Müllheim, erzählt Sanitärmeister Horst Imberi, der die mit Erdgas betriebene Hess'sche Anlage installiert hat. Die Familie Krauß hat sich bei ihrem ölgetriebenen Blockheizkraftwerk mit Manfred Schäuble der Dienste eines Fachmannes in Rickenbach-Hottingen versichert.

Das kleinste Modul erzeugt im Gasbetrieb eine elektrische Leistung von 5,5 Kilowattstunden und eine thermische Leistung von 12,5 Kilowatt. Bei Heizöl liegen die Werte etwas niedriger. Angetrieben werden Blockheizkraftwerke über einen wassergekühlten Motor, mit dem ein Generator verbunden ist. Die anfallende Hitze wird über Wärmetau- scher der Heizung zugeführt. Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist, überschüssige Wärme in Wassertanks gespeichert. Die Hersteller werben mit einem Drittel weniger Energieverbrauch, Abwärmeverlusten von nur 10 und 15 Prozent und einer Energieausbeute von 90 Prozent (herkömmlich 35 %).

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Der Einsatz lohne sich dort, wo ganzjährig der Wärmebedarf mindestens 10 Kilowatt pro Stunde beträgt, der Stromeigenbedarf Strom größer als 4 Kilowatt ist und das BHKW 4000 bis 5000 Stunden läuft. Wer damit den Eigenbedarf an Strom weitgehend selbst abdeckt, spart am meisten. Jede Kilowattstunde aus dem Stromnetz kostet um die 25 Pfennige, die durch das BHKW selbst erzeugte aber nur die Hälfte. Das Einspeisen überschüssigen Stroms in das öffentliche Versorgungsnetz bringt vergleichsweise wenig. Das Badenwerk beispielsweise '"honoriert" den Privatstrom bei Hochtarif im Winter tagsüber mit 13,1 Pfennigen pro Kilowattstunde, bei Niedertarif mit 9,7 Pfennigen.

Im Sommer sind es analog 8,7 und 4,4 Pfennige. Rentabel ist ein BHKW, das den Strombedarf in Spitzenzeiten abgedeckt. Die selbsterzeugte Energie ist billiger als die von den Versorgungsunternehmen gelieferte, weil die Höhe des zu zahlen- den Grundbeitrages sich am Spitzenverbrauch orientiert, Und der hängt mit der maximalen Auslastung der Maschinen zusammen, erklärt Rainer Wagner. Mit Blockheizkraftwerken können solche Spitzen gekappt werden. Die Abwärme des Stromgenerators fällt dann gewissermaßen als AbfalIprodukt mit an. Deshalb wird in der Druckerei Hess Warmwasser immer dann aufbereitet, wenn Strombedarfsspitzen im Betrieb auftreten. Die in der kalten Jahreszeit notwendige Heizwärme kann ein Blockheizkraftwerk, wie es für diesen Betrieb demissioniert wurde, alleine aber nicht liefern. Deshalb wurde noch ein Gasheizkessel zugeschaltet.

In sechs Jahren amortisiert

Bei Einfamilienhäusern rentiert sich ein BHKW nur, wenn ein Schwimmbad oder eine Sauna mit zu beheizen sind.

 
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Bei der Druckerei Hess versorgt die Heizkraft- Anlage zwei Wohnhäuser mit zusammen 310 Quadratmetern Wohnfläche sowie die benachbarte Druckerei mit rund 350 Quadratmetern mit Heizwärme, die Wohnungen darüber hinaus auch noch mit warmem Wasser. Der Strom, den das Blockheizkraftwerk erzeugt, wird tagsüber komplett in der Druckerei verbraucht. Der Bedarf ist groß. Sanitärmeister Horst Imberi rechnet mit einer Amortisationszeit der Anlage von sechs bis sieben Jahren.

Seit Oktober 2000 sind 3 Wohnhäuser an die Blockheizkraftwerkanlage angeschlossen.

 
 
 
 
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